Lieferung eines Whirlpools nach Oberwil
„Das isch ganz grosses Kino“ und Applaus war die Reaktion auf das Manöver von Daniel Wüthrich (Kutscher)
Doch alles von vorne. „wo kömmet d’Gipfeli am Morge her im Coop“ (Samuel Wolf - Vector Logistics AG) „Mängisch isch es eifach guet e chlei abezfahre“ (Peter Kunz Hewoo Spring Whirlpool). Das waren die Antworten auf die Fragen der Journalistin der lokalen Presse. Zur gleichen Zeit liefen die Vorbereitungen, einen weiteren Transport emissionsfrei durchzuführen. Diesmal ging es von Pratteln über Basel nach Oberwil, wo Familie X einen neuen Spring Whirlpool entgegennehmen durfte. Es war ca. 11:45 als alles fertig beladen & gesichert war und der Kutscher mit einem sanften „und chömmet“ die Pferde mit dem Whirlpool in Bewegung setzte. Begleitet vom lokalen TV-Sender sowie einem Fotografen & Reporter der Basellandschaftlichen Zeitung startete der Transport von der Lohagstrasse in Pratteln. Den Rhein rechts, die örtliche Industrie links, so zogen die beiden Pferde die Kutsche im Trab. Es war Mittagszeit und dementsprechend gut befahren war die Rheinstrasse. Meine Bedenken, es könnte ein Hupkonzert geben, wurden schnell zerstreut. Winken, ein Hupen mit Daumen hoch, langsames Überholen waren die Reaktionen.
Das Leben schreibt eben doch die schönsten Geschichten:
Als die Kutsche von Birsfelden in Richtung Aeschenplatz fuhr, gab es dann doch den nicht erhofften, aber erwarteten Rückstau. Und sieh da, oder besser gesagt höre da, das erste ernstzunehmende Hupen war zu vernehmen. Als ich nach dem Fahrer suchte, sah ich einen Mann, der beide Hände in die Luft hob und einen leicht genervten Eindruck machte. Er machte eine Ausholbewegung mit dem Auto um nach dem Grund des Rückstaus zu suchen. Er fügte sich wieder in die Kolonne ein, griff nach seinem Smartphone. Mit einem Lächeln im Gesicht, das Fenster runter gelassen, dem Smartphone in der Hand, fuhr er neben die Kutsche, machte ein Foto, ehe er dann die Hand hob und weiter fuhr.
Egal ob auf dem Münster ein Mann und eine Frau nebenher joggten oder auf der Mittleren Brücke eine Fahrradfahrerin die Kutsche überholte, ein Hauch von Entspanntheit lag in der Luft. In der „Freie Strasse“, ob Mann, ob Frau, ob jung, ob alt - viele hielten an und schauten der Kutsche hinterher, manche gaben einen Kommentar ab, Kenner der Reitszene grüssten den Kutscher, und die, die hatten, zückten ein Smartphone, um ein Foto zu schiessen.
Kurz vor dem Marktplatz posierte gerade eine Frau aus Asien vor ihrem Mann mit der Kamera. Als dieser, stattdessen die Kutsche fotografierte, war ein leicht erzürnter Ton zu hören, denn verstanden habe ich es definitiv nicht. Ihr Unmut währte aber nicht lange. Mit einem Lächeln im Gesicht fuchtelte sie mit den Armen, stellte sich neben die Kutsche und wollte ein solches Foto haben. Ob es geklappt hat, wage ich zu bezweifeln, denn als der arme Mann knipste, bin ich auf dem Fahrrad durchs Bild. :-O
Die Fahrt ging nun weiter, am Zoo vorbei, der Hauptstrasse entlang über Binningen, Bottmingen nach Oberwil. Ich habe grossen Respekt vor Pferden, die Kraft und Eleganz, die sie ausstrahlen, egal ob ich nun schon geritten bin, sie eine Kutsche, auf der ich sass, gezogen haben oder ich nur neben einem Pferd stand. Wahnsinn!!! Doch was ich dann erlebt habe, da staune ich jetzt noch darüber, wenn ich daran denke.
Folgendes hatte sich zu getragen:
Die Strasse, in die die Pferde mussten, um den Whirlpool abzuladen, war etwas steil. Der Kutscher schaute sich kurz um, machte sich ein Bild, und fuhr dann mit der Kutsche 20 Meter weiter hinunter, um zu kehren. Auf der Ebene liess er die Pferde die Kutsche rückwärts den Hang hinauf schieben. An der Einfahrt wieder angekommen, bremste er mit einem Pedal, rief den Pferden in einem sanften Ton „zurück- zurück“ zu und drehte dabei die Pferde so, dass die Kutsche rückwärst in die Einfahrt rollte. Ich weiss nicht einmal, ob ich das mit meinem Kombi hingekriegt hätte. Es war doch etwas zu eng. „korigiere – chömet korigiere“ Und die Pferde positionierten sich so, dass sie die Kutsche dann im „zurück – zurück“ in die Einfahrt schieben konnten. Ich war so davon gefesselt dass ich zum Teil vergass zu filmen. „Das isch ganz grosses Kino“ und Applaus war die Reaktion auf das Manöver von Daniel Wüthrich (Kutscher) Einerseits gilt das Lob dem Kutscher/Trainer andererseits den Pferden. „Es gibt keinen schlechten Schüler nur schlechte Lehrer“ sagt der Volksmund. Kompliment nochmals Daniel und den Pferden.
Pferde sind Fluchttiere, und es wäre ein gemütliches Training gewesen, war die Antwort auf meine Frage, ob der Transport die Pferde belasten würde.
Ich bin immer wieder aufs neue überrascht, was Pferde im Stande sind zu leisten und ich freue mich jetzt schon, wenn ich wieder einen emissionsfreien Transport begleiten kann/darf, denn von einem „müssen“ kann hier definitiv nicht die Rede sein.
aa/12.08.2015